
Felixmüller Ausstellung DE
CONRAD FELIXMÜLLER
Druckgraphik
Eine Hommage zum 125. Geburtstag
20. Mai - 30. Juni 2022
In den 1910er und 20er Jahren zählte der Dresdner Conrad Felixmüller (1897–1977) zu den bekanntesten und erfolgreichsten Nachwuchskünstlern in Deutschland. Sein Frühwerk ist Teil des Kanons des deutschen Expressionismus und in zahlreichen Publikationen zum Thema abgebildet. Felixmüller gilt als einer der wichtigsten Vertreter der zweiten Generation des deutschen Expressionismus, seine reichste Schaffensphase stellen hierbei die Jahre 1920-25 dar.
Das Gesamtwerk umfasst etwa 2.500 Arbeiten aus Malerei, Zeichnung und Graphik in denen der Mensch das Hauptmotiv bildet. Graphik und Gemälde sind hierbei nicht zwingend nebeneinander entstanden, sondern die graphischen Blätter den Gemälden oft vorausgegangen. Zeichnerisch sehr talentiert, übersetzte der Künstler die Zeichnung ins graphische Medium, so dass dieses als eine Art „Vorstudie“ fungierte.
Felixmüller war ein Wunderkind. Schon mit 15 Jahren wird der Arbeitersohn in die Kunstakademie Dresden aufgenommen; neben dem ordentlichen Studium der Malerei eignet sich Felixmüller außerdem Kenntnisse in der Radierung, dem Kupfer- und Stahlstich sowie dem Holzschnitt als Autodidakt an. Mit dem Abschluss der Akademie im Jahr 1915 wagt Conrad Felixmüller sofort den Schritt in die Selbstständigkeit und ist als freier Maler in Dresden erfolgreich. Sein Arbeiten sind markant und ausdrucksstark und führen zum baldigen Durchbruch: 1915 führt ihn Ludwig Meidner in den Berliner Künstler-Kreis um den «Sturm»-Galeristen Herwarth Walden ein. In Folge hält er sich nun häufig in Berlin und im Atelier Meidners auf, wo er malt und dabei zahlreiche Kontakte zu expressionistischen Künstlern knüpft: Freundschaften entstehen zu Otto Dix, Carl Sternheim und Franz Pfemfert, dessen Zeitschrift «Die Aktion» er illustriert. Auch mit Böckstiegel, der sein Schwager wird, verbindet ihn eine innige Freundschaft. Herwarth Walden präsentiert seine Arbeiten in dessen berühmter Sturm-Galerie und auch Hans Goltz in München. 1918 heiratete er Londa von Berg, die noch im selben Jahr den gemeinsamen Sohn Lukas Felix Müller zur Welt bringt. Finanziell profitiert Conrad Felixmüller von der Förderung durch den Wiesbadener Kunstsammler Heinrich Kirchhoff, für den er das Familienbildnis Kirchhoff schuf (1920, Museum Wiesbaden).
Im Januar 1919 gründet Felixmüller die avantgardistische Dresdner Sezession Gruppe 1919, in der auch Otto Dix und Peter August Böckstiegel Mitglieder werden
Für ein heute verschollenes Gemälde wird er mit dem Sächsischen Staatspreis, dem sogenannten „Rom-Preis“ ausgezeichnet, der dem Gewinner ermöglichen sollte, nach Rom zu fahren, um die Kunst der Antike und der Renaissance zu studieren. Er bittet, das Stipendium stattdessen für Studienreisen in das rheinische Kohlenrevier – das Ruhrgebiet – und in das sächsische Steinkohlerevier nutzen zu dürfen. Ihm wird stattgegeben. Durch seinen Bruder, der 1919 in Chemnitz eine Ausbildung zum Bergingenieur begonnen hat, ist sein Interesse für diese Landschaft geweckt und er zieht es vor, sich mit der Kohle- und Stahlindustrie und den mit einhergehenden menschlichen Schicksalen zu beschäftigen. Es entstehen einfühlsamen Milieustudien und kraftvolle, von politischem Engagement getragene Figurenbildern. Sie sind weniger politische Anklagen mit revolutionären Forderungen, vielmehr einfühlsame Porträts.
Felixmüllers Arbeiten aus dem Kohlenrevier bilden den Höhepunkt seines höchst eigenständigen Expressionismus mit dem Fokus auf die sozialer Thematik. Etwa 12 graphische Arbeiten entstehen hierzu, neben Gemälden und zahlreichen Federzeichnungen. Bereits 1923 zeigt die Nationalgalerie in Berlin eine umfangreiche Ausstellung seiner Bergarbeiter-Darstellungen.
Einer seiner tragischen Helden ist der „Kohlenbergarbeiter“ (Farblithographie, 1920), der sich aus blaugrauen Dunst schält, die Haut vom Kohlenstaub geschwärzt, mit grell leuchtenden, großen Augen. Seine imposante Figur beherrscht das Bild gänzlich, und doch sind deutlich Spuren erkennbar, die harte Arbeit an ihm hinterließ. Felixmüller schildert den Bergarbeiter voll innerer Würde trotz widriger Lebensumstände.
Der Künstler verstand sich als sozialkritischer Expressionist, dessen Bilder kraftvoll Szenen des täglichen Lebens widerspiegeln. Im Laufe der 1920er-Jahre wendet er sich zunehmend Motiven aus dem familiären Umfeld zu (Selbstbildnis mit Frau, 1920/Geliebte Frau, 1921/, Stillende Mutter, 1921). Jedoch verdeutlichen die Arbeiten aus diesen Jahren ebenso sein politisches Interesse: von 1919 bis 1924 war er Mitglied in der KPD (Versammlungsredner, 1920). Die Nationalsozialisten verunglimpften auch seine Werke als entartet und belegten ihn mit Ausstellungsverbot. Nach dem Krieg hatte Felixmüller 1949 bis 1962 einen Lehrauftrag an der Martin-Luther-Universität in Halle/Saale. Er verstarb am 24. März 1977 in Berlin-Zehlendorf.